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10 falsche Vorstellungen vom Zyklus

Mehrere Eisprünge, Zyklen ohne Eisprung, die richtige Sex-Stellung bei Kinderwunsch und über die Sicherheit von Coitus Interruptus

Mythos #1: Wenn bis Zyklustag 18, 19 oder 20 noch kein Eisprung stattgefunden hat, kommt auch keiner mehr und der Zyklus ist anovulatorisch

Falsch. Zwar sind nur rund 8,5 % aller Zyklen länger als 35 Tage und lediglich 2,7 % aller Zyklen länger als 40 Tage, aber man kann nicht vorhersagen, wann der Eisprung stattfindet und wie lang ein Zyklus wird.


Mythos #2: Coitus Interruptus ist sicher, wenn Mann sich beherrschen kann

Coitus Interruptus ist ein Spiel mit dem Feuer, das mit Selbstbeherrschung nicht immer etwas zu tun hat. Mehrere Gründe:


Mythos #3: Der Temperaturanstieg muss sprunghaft sein, damit es ein guter Eisprung war

Die Temperatur kann sprunghaft ansteigen, aber auch gemächlich über einige Tage nach oben gehen. Dabei gibt es kein besser oder schlechter.

Dafür kann es viele Faktoren geben: Ein langsamer Anstieg des Östrogen- oder LH-Spiegels, Unterschiede in der Schlafqualität, der Messuhrzeit usw.


Mythos #4: Zu spät gemessene Temperaturen kann man anhand der Messuhrzeit umrechnen

Auf dem Herd steht ein Kochtopf mit kochendem Wasser. Darin schwimmt ein Ei. Wie lange kocht das Ei schon und wie heiß war das Wasser vor 5 Minuten?

Ohne weitere Informationen kann man diese Fragen nicht beantworten und genau so ist es mit der Körpertemperatur. Umrechnen geht nicht.


Mythos #5: Manche Sex-Stellungen sind für die Erfüllung des Kinderwunsches besser & man sollte danach liegen bleiben

Alles Käse. Vergiss es. Wenn das funktionieren würde, dann würde „aufrecht Sitzen“ oder „Herumlaufen“ auch als Verhütungsmethode durchgehen. Eine Frau wird schwanger, wenn sie an den hochfruchtbaren Tagen ungeschützten Sex hat und noch ein paar andere Bedingungen erfüllt sind, die sich jedoch nicht kontrollieren lassen.


Mythos #6: Ohne S+-Zervixschleim wird man schlechter schwanger

Falsch. Wenn du lediglich S oder gar nur f beobachtest, ist das ausreichend. Wenn du gar keinen Zervixschleim beobachtest, solltest du unterscheiden:

Wenn du tatsächlich an keinem einzigen Tag Zervixschleim beobachten kannst, kann es dafür mehrere Ursachen geben:

  1. Hormonelle oder organische Störungen: Eine Ovarialinsuffizienz mit verzögerter oder ausbleibender Follikelreifung führt zu geringerer Östrogenbildung, was wiederum weniger bis keinen Zervixschleim zur Folge hat.
  2. Verminderte Zervixschleimbildung kann auch nach einem operativen Eingriff am Gebärmutterhals vorkommen.
  3. Die Beobachtung kann durch temporäre Erkrankungen (zervikaler oder vaginaler Fluor) beeinträchtigt werden.
  4. Falsche Intimhygiene (Sprays, parfürmierte Seifen, desinfizierende Substanzen, Polyester-Unterwäsche, Scheidenspülungen, …)

Grundsätzlich können weit über 90 % aller Frauen Zervixschleim beobachten. Das erfordert anfangs etwas Übung und manchmal tritt fruchtbarer Schleim nur an einem einzigen Tag auf (was trotzdem ausreichend ist, um schwanger zu werden). Wenn du nicht unter weiteren Symptomen wie Brennen, Jucken oder übelriechendem Ausfluss leidest, besteht in der Regel kein Grund zur Sorge.


Mythos #7: Sport in der Hochlage verhindert die Einnistung der Eizelle

Deine prähistorische Ur-Ur-Ur-…Ur-Großmutter hatte gerade Sex und muss gleich wieder Beeren pflücken und Kräuter sammeln, damit der Stamm überlebt. Kniebeugen den ganzen Tag. Herumlaufen. Ins Schwitzen geraten. Anstrengende, körperliche Arbeit.

Wenn das die Einnistung der Eizelle verhindern würde, würdest du diese Zeilen jetzt nicht lesen, sondern die Menschheit wäre vor ein paar Hunderttausend Jahren ausgestorben.

Ja, Extremsportlerinnen haben möglicherweise Zyklusstörungen und ja, Stress kann sich auch auf den Zeitpunkt des Eisprungs auslösen. Aber ganz so anfällig sind wir dann doch nicht. Unsere Vorfahren haben in nicht allzu ferner Vergangenheit wesentlich mehr körperliche Arbeit geleistet als wir und irgendwie sind wir trotzdem hier.

Mach ruhig Sport, halte dich fit, übertreib es einfach nicht, dann sind die Chancen auf eine Schwangerschaft hoch.


Mythos 8: Abfall der Temperatur vor dem Anstieg ist ein Zeichen für den Eisprung

Die Autoren von „Natürliche Familienplanung Heute” (S. 106, 4. Auflage) sagen dazu Folgendes (Fettdruck von uns):

Zur Beurteilung einer Temperaturkurve wird ärztlicherseits leider noch häufig nach einem Tiefpunkt unmittelbar vor dem Temperaturanstieg als Indiz für den Ovulationszeitpunkt gesucht. Dabei sind zufällige Zacken nach unten – auch als Dip oder Nadir bezeichnet – nicht per se identisch mit dem Ovulationstag und weisen, falls überhaupt vorhanden, eine weite Streuung auf. Die präovulatorisch durchaus häufiger zu beobachtenden tieferen Werte kommen vermutlich lediglich durch einen leicht temperaturdepressiven Effekt der periovulatorisch hohen Östrogenspiegel zustande. Es ist nicht möglich, den Eisprung anhand der Temperaturkurve auf einen bestimmten Tag festzulegen, da der Wechsel vom tieferen zum höheren Niveau mitunter einige Tage dauert und der Eisprung selbst eine gewisse Schwankungsbreite rund um den Temperaturanstieg aufweist.

Was sagt uns dieser Abschnitt? Ein Temperaturabsacker vor dem Eisprung kann vorkommen, muss jedoch nicht und falls er vorkommt, kann man nicht sagen, wie tief der Wert absinken muss. In der Regel ist ein tiefer Wert schlicht und ergreifend Zufall.


Mythos #9 und 10

Die folgenden Zyklus-Mythen sind etwas umfangreicher und in eigenen Artikeln beschrieben:

Titelbild: Uday Mittal